Kaffee auf dem Balkan – Ein Ritual, das verbindet

Kaffee – das schwarze Gold des Balkans
Author: Klaudija Račić

Mehr als ein Getränk

Wer durch die Länder des Balkans reist, begegnet ihm überall: Dem Duft von frisch aufgekochtem, tiefschwarzem Kaffee, der aus einer Džezva (oder Cezve) langsam aufsteigt. Ob er nun crna kava, kava iz džezve, turska kava, bosanska kafa oder auf Albanisch kafe turke heißt – überall ist er ein fester Bestandteil des Alltags, der Gastfreundschaft und der Kultur. Schon das Zubereiten ist ein kleines Ritual: Der fein (von Vorteil frisch) gemahlene Kaffee, oft mit Zucker, kommt in die kleine Kupferkanne, Wasser dazu, dann wird alles langsam auf dem Herd oder sogar über offenem Feuer erhitzt. Sobald der Kaffee aufschäumt und sein unverwechselbares Aroma die Küche erfüllt, steigt die Vorfreude auf den ersten Schluck. Serviert wird er in kleinen Tassen, oft mit einem Glas Wasser, einem Stück Lokum oder einfach in guter Gesellschaft.

Weshalb "Gehen wir einen Kaffee trinken?" meistens nicht beim Kaffee bleibt

Auf dem Balkan ist Kaffee weit mehr als nur ein Wachmacher – er ist Einladung, Ritual und soziales Erlebnis zugleich. „Gehen wir einen Kaffee trinken?“ ist hier keine blosse Frage nach einem schnellen Getränk, sondern ein Versprechen auf Zeit, Gespräche und gemeinsames Erleben. Nicht selten dauert ein solcher Kaffeebesuch stundenlang, und aus dem Kaffee wird irgendwann ein Bier oder ein Rakija. Die Gespräche sind mal tiefgründig, mal lustig, aber immer herzlich.

Verschiedene Namen, ein gemeinsames Gefühl

Jedes Land hat seinen eigenen Namen und kleine Besonderheiten in der Zubereitung, doch das Grundprinzip bleibt gleich. In Bosnien trinkt man bosanska kafa, in Kroatien kava iz džezve, in Serbien turska kafa, in Albanien kafe turke. Die Džezva ist dabei das verbindende Element – sie steht für Tradition, Handwerk und die Kunst, aus wenigen Zutaten ein echtes Genusserlebnis zu schaffen.